Arankas Klinikaufenthalt und ihre erste Brille

Nachdem Aranka am 27. November in der Uniklinik Marburg aufgenommen wurde, ertrug sie alle notwendigen Untersuchungen und Tests mit großer Gelassenheit und eroberte mit ihrer fröhlichen Art gleich die Herzen der Ärzte und des Pflegepersonals auf der Station. So dokumentierte ein Arzt „ein bei Untersuchung fröhlich singendes Kind“ in Arankas Akte.

Schnell wurde klar, dass die Medikamente, die Aranka in Rumänien vor Jahren verschrieben bekommen hatte und die sie im letzten Jahr wieder regelmäßig eingenommen hatte, nicht gut aufeinander und auf ihre Beschwerden abgestimmt waren. Daher war die erste Maßnahme eine komplette Umstellung der Medikamente. Nun blieben für uns und den behandelnden Oberarzt Dr. Seipelt noch zwei Fragen offen:

Erstens, wie viel kann Aranka überhaupt sehen? Und zweitens: Besteht eine Chance, dass Aranka einmal Laufen können wird, damit sie nicht in ein paar Jahren zum bettlägerigen Pflegefall wird?

Bereits früh war uns in Rumänien aufgefallen, dass Aranka offensichtlich kaum sehen kann. Sie orientiert sich viel nach Gehör und sobald sie einen Gegenstand in die Hände bekommt, hält sie ihn ganz dicht vor das Gesicht, um ihn zu betrachten. Die Augenärzte in Marburg bestätigten nun, dass Aranka ein sehr eingeschränktes Sehvermögen hat, allerdings ist sie nicht vollkommen blind. Daher hat sie nun eine Brille bekommen, deren Sehstärke halbjährlich gesteigert werden soll, um Arankas Augen und Gehirn Zeit zu geben, sich an die neue Situation zu gewöhnen. Wir freuen uns sehr, dass die Firma Brillen Serguhn aus Schlüchtern sich bereit erklärt hat, diese erste Brille für Aranka anzufertigen und kostenfrei zur Verfügung zu stellen. Rechtzeitig vor ihrer Abreise konnte Aranka ihre neue Brille in Empfang nehmen.

Nachdem ihr die Brille aufgesetzt wurde und sie offensichtlich sofort deutlich mehr sehen konnte, betrachtete sie sich minutenlang im Spiegel und sagte immer wieder „kuckuck“, so als ob sie mitteilen wollte, dass sie gucken kann. Sie schaute sich interessiert im Laden um und küsste zum Abschied ihr Spiegelbild. Was für eine Erfahrung für alle Beteiligten!

 

 

 

 

 

 

Die drängendste Frage wird jedoch sein, ob es gelingen kann Aranka zum Laufen zu bringen. Anders als wir vermutet hatten, ist ihre Fußfehlstellung nicht Folge einer Spastik durch ihre Grunderkrankung, den sog. Wasserkopf. Aranka leidet an beiden Füßen unter einer angeborenen Fußfehlstellung, einem sog. Klumpfuß, den man, wäre sie in Deutschland geboren worden, direkt nach der Geburt behandelt hätte. Nun ist Aranka schon fast acht Jahre alt und es ist unklar, ob es gelingen kann, ihr noch das Laufen beizubringen. Zwar besteht eine gewisse Chance, dass die Füße durch eine Gipstherapie vielleicht in Kombination mit einer Operation soweit gerichtet werden können, dass Aranka darauf stehen und gehen könnte. Allerdings bedeutet das nicht, dass Arankas Gehirn noch die Bewegungsabläufe für das Gehen und Stehen erlernen kann.

Wir wollen aber die Hoffnung nicht aufgeben und Aranka soll auf jeden Fall die Chance  bekommen, Laufen zu Lernen – haben wir doch in der Vergangenheit schon das ein oder andere Wunder mit unseren Sorgenkindern erlebt. Die Marburger Orthopäden und Kinderchirurgen wollen sich hierzu noch einmal beraten, um für Aranka die beste Behandlung zu finden.

Mittlerweile wurde Aranka erst einmal aus der Uniklinik entlassen, damit sie ihren achten Geburtstag am 20. Dezember und Weihnachten zu Hause in Rumänien im Kreise ihrer Familie feiern kann. Im kommenden Jahr soll sie dann wiederkommen, mit dem erklärten Ziel, alles zu unternehmen, um ihr das Laufen zu ermöglichen. Bis es so weit ist soll Aranka nun erst einmal einen Rollstuhl bekommen, der auf ihre Bedürfnisse angepasst ist, denn bis jetzt hat ihre Mutter sie noch immer getragen oder Aranka hat sich auf dem Boden robbend durch die Wohnung bewegt.

Dieser erste Aufenthalt in Deutschland war ein weiterer wichtiger Schritt, um Aranka eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Wir danken allen Spendern, die uns bis hierher dabei unterstützt haben, die Not von Aranka und ihrer Familie zu lindern und hoffen, dass sich auch für die noch kommenden Aufgaben Menschen finden werden, die uns die nötigen finanziellen Mittel zur Verfügung stellen werden.

Mit vorweihnachtlichen Grüßen

Euer Kinderzelt-Team