Tourtagebuch Teil 1

Die Fahrt

Fahren, suchen und finden

Für mich ist es die erste Fahrt nach Rumänien, und auch die erste Autofahrt mit einer Dauer von 24 Stunden. Deutlich über 1.600 km ohne längere Pause. In Hattersheim bin ich um 14 Uhr gestartet, insgesamt ziemlich gestresst bis alles gepasst hat und ich auf dem Weg war.

In Schlüchtern haben wir uns als diesjähriges Weihnachtspäckchen-Team bei „Das kunterbunte Kinderzelt“ getroffen – das Team bestehend aus Birgit, Stefan, Frank, Matthias, Bernd und mir. Nachdem unser Gepäck und vieles mehr in Auto und Anhänger verladen war und wir aufbrechen wollten, funktionierte der Blinker am Fahrzeug nicht mehr. Also einen Menschen organisieren, der die durchgebrannten Sicherungen ersetzte. Bernd hat sich gekümmert und im Handumdrehen war alles wieder repariert, aber natürlich dauert das auch alles. Letztendlich mussten wir den Anhänger dann gegen einen anderen tauschen.

Gegen 19 Uhr sind wir dann endlich in Schlüchtern-Vollmerz Richtung Rumänien losgefahren. Ich durfte als erster Fahrer antreten und habe das Steuer direkt hinter der deutsch-österreichischen Grenze gegen Mitternacht übergeben. Wir sind dann jeweils zügig weiter, zum Morgengrauen waren wir rund 100 km vor der rumänischen Grenze. Ob man in einem 9-Sitzer Bus zu sechst schlafen kann? Gute Frage…, nennen wir es ruhen oder dösen.

Kurz vor 10 Uhr waren wir dann in Ordea, der ersten größeren Stadt in Rumänien, und wollten dort auch direkt Marcu, ein Sorgenkind des Vereins, und seine Familie besuchen. Bernd hatte die Familie auf einem Trip vor einigen Jahren kennen gelernt. Und wie in den vergangenen Jahren sollten die Mutter und ihre Kinder auch in diesem Jahr Weihnachtspäckchen bekommen.

Angekommen an dem Haus, in dem die Familie noch letztes Jahr wohnte, sah man nur, dass dort keiner mehr wohnt. Die Türen standen offen, die Fenster waren eingeschlagen oder verbarrikadiert. Bernd ließ nicht locker und fand in der Nachbarschaft eine ältere Dame, die zu wissen meinte, wo Marcu mit seiner Familie hingezogen ist. Sie stieg mit in den Bus und lotste uns mit Händen und Füßen. Als wir an der neuen Adresse angekommen waren, stellten wir fest, dass die Familie hier auch nicht mehr wohnte. Glücklicherweise wusste jedoch jemand dort wieder mehr und so suchten wir weiter und weiter. Nach rund zwei Stunden waren wir wieder in der Siedlung, wo wir angefangen hatten zu suchen und fanden Marcu und seine Familie.

Es war ein freudiges Wiedersehen alter Freunde. Sieben der insgesamt zehn Kinder waren in der Schule und konnten die Päckchen so nicht selbst in Empfang nehmen. Wir fuhren letztendlich weiter und es zog und zog sich. In Cluj sammelten wir dann noch Robert ein, der unser Team ergänzt und sich den Luxus eines Flugs geleistet hat. Viele Stunden später, unzählige Serpentinen durch den verschneiten Wald und irgendwann meinte Matthias: „Das Licht, das wir dort unten sehen, ist Gheorgheni“. Das Ziel war sichtbar. Essen, Pause, und endlich wieder mal richtig bewegen erschien in greifbarer Nähe.

Weitere 15 Minuten später war es dann soweit, wir kamen in unserem Quartier an und wurden von den freundlichen rumänischen Mitarbeitern in Empfang genommen. Nach einem gemeinsamen Abendessen werden wir nun alle schnell im Bett verschwinden. Denn Energie werden wir hier in den kommenden Tagen noch brauchen. Ich freue mich tierisch auf den Trip. Und jetzt sind wir angekommen. Die Eindrücke muss ich erstmal noch verarbeiten, aber genau deswegen machen wir es ja. Ich bin gespannt. Aber jetzt geht´s ab ins Bett.
(Darius Gevelhoff für das Weihnachtspäckchen-Team 2017)


Tourtagebuch Teil 2

Ausladen, Umladen und Verteilen

Nachdem wir unseren verdienten Schlaf mehr oder weniger nachgeholt hatten, sollte es Samstag dann endlich richtig losgehen. Unser Ziel an diesem Tag war Balan. Dort in der Sporthalle warteten schon viele liebevoll gepackte Päckchen auf uns, die nun sortiert werden mussten.

Schritt für Schritt wurden die großen Kartons geleert und die Päckchen nach Alter, Geschlecht und Zielort von vielen fleißigen Helfern in der Halle verteilt. Als wir unsere Arbeit so weit erfolgreich abgeschlossen hatten, konnten schon die ersten Pakete verteilt werden. Es waren besondere Momente, als die Patenkinder die, von ihren Paten in Deutschland persönlich gepackten, Päckchen in Empfang nehmen durften. Nach kurzen Gesprächen wurden die Päckchen den Kindern überreicht und die Freude über diese besonderen Geschenke war sichtlich wahrzunehmen.

Am Abend besuchten wir dann noch weitere Patenkinder in ihren Wohnungen, wo auch Patenpakete überreicht wurden. Die Erfahrungen, die ich dort sammeln durfte, waren teilweise überwältigend, da ich bisher nie mit so großer Not konfrontiert war. Dennoch war es sehr schön zu sehen, welche Freude wir diesen Menschen bereiten konnten.

Nach einem arbeitsreichen, aber auch erfolgreichen Tag begaben wir uns schließlich wieder nach Gheorgheni in unsere Wohnung, um neue Kräfte für den nächsten Tag zu sammeln. Das war auch wichtig, denn am nächsten Morgen ging es dann auch schon wieder früh für uns los. Um 7 Uhr rumänischer Zeit haben wir uns wieder mit dem rumänischen Team in Balan getroffen, wo schon ein großer LKW auf uns wartete, der abgeladen werden musste. Viele Hilfsgüter und die letzten Päckchen aus Deutschland wurden nun von unserem rumänisch-deutschen Helferteam abgeladen.

Gegen Mittag haben wir uns dann auf dem Weg gemacht, um – getreu dem Kinderzelt-Motto – Freude zu bereiten und der Not zu begegnen. Unser Ziel war eine kleinere Romasiedlung in Sandominic, einem Nachbarort Balans. Für mich war es der erste Besuch in einer Romasiedlung und ich war deshalb entsprechend aufgeregt. Es war sehr bewegend für mich zu sehen, in welch schwierigen Umständen die Menschen dort leben. Dennoch bin ich überzeugt, dass wir mit unseren Päckchen, Hilfsgütern und Lebensmitteln ein bisschen Glück in die Hütten der Menschen bringen konnten.

Nachdem alle Familien mit Päckchen versorgt waren, fuhren wir weiter, um noch weitere kleine Romasiedlungen zu besuchen. Es wurden an diesem Nachmittag und Abend noch viele weitere Päckchen verteilt, bis es schließlich dunkel wurde. Zum Abschluss des Tages belohnten wir uns noch mit einem gemeinsamen Abendessen.

Für mich waren es bisher zwei aufregende und bewegende Tage und ich freue mich auf die noch kommenden.
(Stefan Raabe für das Weihnachtspäckchen-Team 2017)


Tourtagebuch Teil 3

Bunte Päckchen, Gummistiefel und „Quitschi-Jagd“

Heute ist es an mir, das Tourtagebuch fortzusetzen. Auch wenn ich bereits zum dritten Mal die Weihnachtstour des Kunterbunten Kinderzeltes begleiten darf, gibt es noch immer keine Routine und es braucht Zeit, die verschiedenen intensiven Eindrücke zu sortieren.

Apropos „sortieren“… Im Sortieren von Weihnachtspäckchen sind wir inzwischen echt gut 😉

Damit begann auch unser Morgen in der Sporthalle in Balan. Die übrigen Collis aus dem letztem LKW mussten geleert und die Päckchen in der bereits erwähnten Systematik sortiert und später ebenso in diversen Autos und Anhängern verstaut werden, damit die Verteilung an den Zielorten möglichst reibungslos vonstatten gehen konnte.

Unser heutiges Ziel waren die beiden großen Romsiedlungen Gheorghenis: die Fabrika, die Karpartenstraße und zwei große Wohnblöcke, die schwerpunktmäßig von Romafamilien bewohnt werden.

In der Fabrika wurden wir bereits von fröhlichen Kindern erwartet und empfangen.

Neben der Verteilung von Weihnachtspaketen und Wolldecken in allen Hütten bauten wir ein „Hilfsgüterlager“ in einem Hof ganz am Anfang der Siedlung auf. Dort verteilten wir schwerpunktmäßig Gummistiefel (inclusive warmer Socken), Winterjacken, Schals und Mützen. Die Socken, Schals und Mützen sind im Laufe des Jahres in liebevoller Kleinarbeit von vielen engagierten Frauen in Deutschland gestrickt worden. Gerade heute wurde deutlich, wie wichtig Gummistiefel im Romadorf sind. Es hat in den letzten Tagen geschneit und gefroren. Heute aber gab es Temperaturen knapp über Null und durch die Schneeschmelze verwandelten sich die unbefestigten Wege in der Siedlung in eine Schlammwüste.

Uns begegneten Kinder und Erwachsene in kaputten Turnschuhen und Sandalen, in Hausschuhen und Schläppchen. Es war eine große Freude, wenn wir die nassen Socken und undichten Schuhe durch warme Strümpfe und wetterfestes Schuhwerk ersetzen konnten. Ebenso hatten wir Kerzen und Streichhölzer im Gepäck, die hier nicht nur zur Weihnachtszeit Hochkonjunktur haben.

Mein persönliches Highlight an diesem Tag war es, als Frank gegen Ende der Verteilaktion eine große Schar von Kindern um sich versammelt hatte und sie mit auf „Quitschi-Jagd“ nahm: ein lustiger Sprechgesang mit Bewegungen zum Nachsprechen und Mitmachen. Die Kinder machten so fröhlich und engagiert mit, dass es auch uns Erwachsene ansteckte. Das war ein so fröhliches gemeinsames Treiben, wie ich es in solch trostloser Umgebung niemals erwartet hätte 🙂 Alles Liebe
(Birgit Lomp für das Weihnachtspäckchen-Team 2017)


Tourtagebuch Teil 4

Dienstag

Sortieren, besuchen, auspacken

Am Dienstag gab es zunächst ein vergleichbares Programm wie an allen anderen Tagen: Päckchen von hier nach dort tragen, sortieren, stapeln, vorbereiten: Wir haben die „große Verteilung“ in Balan vorbereitet und mussten dazu die Geschenke aus der Turnhalle, die für eine gute Woche unser „Basislager“ ist, zum Kulturhaus bringen. Glücklicherweise hat uns Adela zusammengestellt, wie viele Päckchen welcher Altersgruppe wir brauchen. Und dank der vielen Helfer ging es dann sehr schnell, auch wenn wir dabei knapp 800 Päckchen erneut in Händen hatten.

Anschließend besuchten wir bei einigen Patenfamilien, um spezielle Präsente aus Deutschland zu überbringen und uns über die aktuellen Wohnbedingungen und Gesundheitszustände der Familien zu informieren.

Am frühen Abend stand dann wieder der traditionelle Besuch in einem Kinderheim auf dem Plan, im dritten Jahr spricht man bestimmt schon von Tradition… Ein liebevoll geführtes Heim mit etwas mehr als 20 Kindern. Wir hatten nicht nur zwei Geschenke für jedes Kind dabei, die uns eine Freundin extra für dieses Kinderheim zusammengestellt hat, sondern auch noch für alle Kids ein Duschtuch und eine flauschige Decke – Danke, Claudia, Andrea und Monika!

Was für mich das ganz Besondere an diesem Kinderheim ist: Nicht nur, dass uns die Kinder mit wunderschönen Liedern beschenken, sie schenken uns auch noch eine liebevoll gebastelte Karte mit Glückwünschen. Und wir können uns viel Zeit nehmen, um den Kindern beim Auspacken der Präsente zuzuschauen: Der dreijährige Sandor hat mir dann ganz freudig jedes Detail aus seinem Schuhkarton gezeigt und wir haben ein paar Minuten zusammen gespielt.

Irgendwie war dann auch dieser Tag viel zu schnell vorbei.
(Matthias für das Weihnachtspäckchen-Team 2017)

Mittwoch

Feiern, verschenken, besuchen

Als es bei einem Diskussionsthema gerade ums „Produzieren“ ging und die Frage auftauchte, wer heute das Tagebuch „produziert“ habe ich gerne „ich“ gerufen.

Insgesamt komme ich hier mittlerweile in einen guten Rhythmus. Zu wenig Schlaf, zu wenig bzw. unregelmäßiges Essen, eigentlich trinke ich hier viel zu wenig etc. Aber der Körper gewöhnt sich dran, und wenn man sieht, wie Romas hier leben, weiß man schnell, dass der Mensch und damit der Körper sich offensichtlich sehr schnell noch an ganz andere Dinge im Leben gewöhnen kann.

Heute war es nun angesagt, im Rahmen einer Weihnachtsfeier im Kulturhaus alle Kindergarten- und Schulkinder in verschiedenen Sessions zu beglücken. In der ersten Session heute Vormittag saßen Kinder im Alter von zwei bis neun Jahren. Zuerst wurde von einigen Kindern etwas Musikalisches vorgetragen und dann hat Frank ihnen im Rahmen einer sehr kurzen, aber prägnanten Geschichte erzählt, was Weihnachten bedeutet. Dabei lächelte sein Kuschel-Schaf in die Runde und auch seine holländischen Clogs hatten ihren Platz. Und dann kamen nacheinander von zwei Seiten alle Kinder auf die Bühne und bekamen ihr persönliches Päckchen überreicht. Mein Job war es, möglichst viele dieser Situationen als Foto festzuhalten. Imponiert haben mir unsere Leute im Team, die bei jedem Kind erneut mit wahrer Freude im Gesicht „Crăciun fericit“ gewünscht haben. Und insgesamt waren es fast 700 Päckchen, also durchaus eine Menge, aber jedes Mal mit einem Lächeln. Mich hat das begeistert.

In der zweiten Session direkt danach kamen dann die Kids aus den höheren Klassen und es lief alles nochmal ab; im Anschluß daran gab es dann die Veranstaltung mit allen Lehrern. Bernd erzählte ihnen, dass Balan sein zweites Zuhause ist und dass diese Lehrer für die Kinder wesentlichste Personen für ihre Entwicklung sind. Und im Rahmen dessen vermittelte er ihnen, was Weihnachten bedeutet und welche Chance eine lebendige Beziehung zu dem neugeborenen Jesus beinhaltet.

Nach kurzem Aufräumen, Umpacken und dem sonstigen logistischen Wahnsinn, der uns hier täglich begleitet, sind wir dann in einer der ärmsten Siedlungen hier gewesen, Valea Stramba. Eine Familie war anwesend, die anderen beiden Häuser standen leer, die Familien waren ausgeflogen. Wir haben jede Menge Hilfsmittel übergeben, die dort auch wirklich nötig sind. Im Anschluss sind wir wieder in die Karpatenstraße in die dortige Baptistengemeinde gefahren und haben die Pakete der Patenkinder überreicht. Selbst der Nikolaus war da. Und es war wieder, wie alte Freunde wiederzutreffen. Csaba, der Diakon dort, hat am Ende dann noch einige Lieder mit uns gesungen und schon war die internationale Verständigung perfekt.

Der weitere Weg führte uns zu Maria, oder um es mit Bernds Worten zu sagen: zu DER MARIA. Dort angekommen erfuhren wir die gesamte Geschichte über Marias Krankheit und ihre Gesundung in Deutschland samt dem Trip, der dazu notwendig war.

Nun war der Tag eigentlich gelaufen, wir waren alle mehr als müde und sehnten uns nach unseren Betten, Füße hoch und Ruhe. Essen? Natürlich, wäre nett, aber irgendwie keine Lust mehr und zu müde. Oben in unserer Wohnung angekommen zogen wir die Schuhe aus und fingen gerade an, die Zimmer zu belegen, da stürmte unser rumänischer Freund Lori samt Maria in die Wohnung und brachte uns einen riesigen Topf Sarmale, ein rumänisches Gericht. Mega lecker und ich bin satt. Beim Gespräch ging es um diverseste Themen, unter anderem ums Produzieren, womit man nun wieder oben anfangen kann zu lesen.

Ich verabschiede mich nun in mein Zimmer und werde mich dem Matratzenhorchen widmen.

Es ist eine gute Zeit hier und es ist es wert, jedes einzelne Päckchen mit Liebe zu übergeben. Jedes Kind hat genau mindestens das verdient.
(Darius Gevelhoff für das Weihnachtspäckchen-Team 2017)


Tourtagebuch Teil 5

Donnerstag

Gedichte, Schweigen, Abschied

Schon beim morgendlichen Besprechen wird klar: dies ist unser letzter voller Tag hier in Ruänien. Was erwartet uns heute?

Auf dem Weg nach Balan gibt es noch einen Stopp bei Valea Stramba. Eine zerfallene 2 ½ Häuser Siedlung 100 Meter von der Strasse. Täglich haben wir diese Stelle passiert mit den Worten: „Ist Licht zu sehen? Spielen da Kinder draußen? Hängt dort Wäsche? Lebt da eigentlich jemand?“ Am Tag zuvor waren wir bereits bei den Hütten, allerdings war nur eine Familie da, die andere unterwegs. Daher avisierten wir uns (und vor allem die Geschenke) für den nächsten Tag. Auf unser Hupen regt sich jedoch noch nichts, Bernd findet seinen Weg zu den Behausungen und bringt starke Helfer mit zum Bus. Im Anhänger warten bereits gezielt mitgenommene Essenspakete, Decken, Stiefel, Jacken, Handschuhe und Kerzen auf dankbare Abnehmer.

Ein Höhepunkt ist auf dieser Tour immer auch der Besuch unseres eigenen Kindergartens „Kindernestchen“. Obwohl wir alle Kinder bereits am Vortag in der Kulturhalle gesehen haben, sind sie dennoch gespannt auf uns.

Im Kindergarten ist alles festlich dekoriert, die Eltern sind bereits anwesend und auch wir als Team aus Deutschland nehmen unsere Plätze ein. Nun werden die Kinder zusammen hereingeführt. Einige Kinder haben kleine Weihnachtsgedichte eingeübt und auch gemeinsame Weihnachtslieder werden gesungen. Die anschließende „Bescherung“ ist hier geprägt von Ruhe, ausreichend persönlichem Augenkontakt und Geduld, weil die Päckchen noch nicht ausgepackt werden. Nachdem diese den Eltern übergeben wurden, gibt es ein altersgerechtes kaltes Buffet für Kinder zu Weihnachten: ein ganzer Tisch voller Schokolade und Kekse. Außergewöhnlich diszipliniert stehen alle Kinder um diese Tische herum und bedienen sich (ja auch Vorrat wird in den Hosentaschen verstaut). Ich weiß nicht, wie das in Deutschland laufen würde, wenn ein Glas Nutella schon zu Ausschreitungen führt. Da die Kinder nun ausreichend beschäftigt sind, nutzen wir die Gelegenheit, mit Eltern und den Erzieherinnen zu sprechen.

Wie abgestimmt treffen wir bei der Sporthalle anschließend auf Verena, einer Schweizerin, die sich in Tirgu Mures um Roma-Familien kümmert. Sie holt für ihre Projekte Päckchen und Decken ab und verteilt diese in der Stadt. Als langjährige Mitstreiterin mit dem gleichen Anliegen wie Bernd ist dies ein Hilfswerk-Freundschaftsdienst, der gerne und dankbar angenommen wird.

Es bleiben an diesem Tag noch mehrere Besuche von Patenkindern offen. Zuvor jedoch machen wir Halt in Sandominic, um den mindestens emotionalen Start eines neuen „Wendepunkt- bzw. Sorgenkind-Projektes“ mitzuerleben. Wir besuchen Ranka, ein Mädchen, das wir durch Zufall einige Tage zuvor auf einem Pferdeanhänger gesehen haben, und ihre Familie. Wir alle können uns ein genaues Bild von der Situation machen und selbst erfahrene Mitarbeiter wie Bernd und Lori werden still angesichts der extremen Not dieser Familie und überlegen bereits nächste umsetzbare Schritte, um diese Not zu lindern und zu wenden.

Die Familie selbst empfängt uns mit Freude und Wohlwollen ohne große Erwartung (und wir haben ausreichend Situationen miterlebt, wo das Meckern groß war). Die Kinder reagieren auf uns mit Offenheit und die Eltern sprechen mit Bernd über ihre Situation. Ich weiß nicht, ob ich in einer solchen Notlage immer noch so entspannt reagieren würde.

Ich denke über die vielen Situationen nach, in denen ich mich aufrege, wenn das Handy keinen Empfang hat oder die Fernbedienung des Fernsehers nicht funktioniert. Lächerlich im Gegensatz zur hier angetroffenen Situation.

Diese Begegnung hat uns alle tief berührt. Jeder denkt auf seine Weise darüber nach, was er zur Veränderung beitragen kann.

Es warten noch weitere Besuche bei Patenschaftsfamilien auf uns, um am Abend das traditionelle Abschlussessen zu genießen. Im Restaurant „Karpatia“ treffen sich alle Helfer aus Rumänien inklusive der unterstützenden Polizisten, Helfer aus Deutschland und Erzieherinnen teilweise mit Partner, um einen feierlichen Ausklang zu erleben. In gemütlicher Runde und mit einem Überraschungsmenü entstehen noch viele Gespräche.

Geschafft und mit vielen Eindrücken sagen wir einander: „Auf Wiedersehen“ und das ist durchaus froh und ernst gemeint.
(Frank Rütten für das Weihnachtspäckchen-Team 2017)

Freitag

Packen, Fahren, Dankeschön!

Den Besuch bei einem Patenkind haben wir uns noch für unseren letzten Tag aufgehoben. Auf dem Weg dorthin sahen wir zwei junge Männer mit einer Pferdekutsche. Ein paar Tage zuvor hatte Bernd einem von ihnen seine Winterstiefel versprochen. Erstaunlich, wie schnell sie die Kutsche an die Seite gelenkt haben, als sie uns entdeckten.

Nahezu zeitgleich: unseren Bus bzw. ihre Kutsche parken, aussteigen bzw. runterspringen, zu unserem Anhänger laufen: Stiefel verschenken bzw. entgegennehmen und sich freuen. Wobei: Gefreut haben sich sowohl der Schenker als auch der Beschenkte!

Das Patenkind hat noch geschlafen, als wir in die Hütte kamen.

Natürlich haben wir dem Mädchen noch ein paar Minuten gegönnt, in denen es zu sich kommen konnte. Schließlich wollten wir ja dabei sein, als es die beiden großen Bananenkisten ausgepackt hat, die es in diesem Jahr von seinen Paten aus Deutschland bekommen hat. Puppe, Schal und Mütze hat es freudig behalten, Zahnbürste und Kerze kurzerhand an die Oma weitergegeben 😉

Nach diesem Besuch ging es dann ans Kofferpacken: Unsere Zeit in Rumänien neigte sich dem Ende. Vor uns standen noch 23 Stunden Fahrt; in den 10 Tagen haben wir insgesamt stattliche 4.015 Kilometer zurückgelegt.

Und nun bleibt noch: Herzlich Danke zu sagen

Danke…

… für jedes einzelne Päckchen von Kindergärten, Schulen, Kirchengemeinden, Privatpersonen, Firmen, aus Deutschland, aus Luxemburg

… für Spender, die schon während des Jahres zum Beispiel mit Kaffee- und Kuchenverkauf Geld für die Geschenke gesammelt haben

… für kleine und große Aktionen, so zum Beispiel Claudia mit ihren Freundinnen und Freunden, Monika & Paul samt girls and boys

… der SumiRiko AVS Germany GmbH, Euroalpin Transport und Logistik für die Unterstützung und Durchführung der Transporte

http://www.avs.sumiriko.com/de

http://euroalpin.com/

… den Sammelstellen sowie Multiplikatoren und allen, die vom Kunterbunten Kinderzelt erzählt und geschrieben haben

… der Metzgerei Robert Müller, Frucht Hartmann in Fulda, dm-drogerie markt in Wächtersbach, dem Gewerbeverein Hattersheim, Globus in Hattersheim und der Globus-Stiftung

http://www.metzgerei-robert-mueller.de/

http://www.fruchthartmann.de/

http://www.gewerbeverein-hattersheim.de/

http://www.globus.de/de/maerkte/hattersheim/

http://www.globus-stiftung.de/

… Petra für die wunderschön warmen Schals in Kinderzelt-Farben

… allen Strick- und Häkelfrauen für Schals, Mützen, Handschuhe, Socken und Häkeldecken

… allen, die uns mit Wolldecken sowie Gummistiefeln unterstützt haben

… allen, die uns spezielle Lebensmittelpakete mit auf den Weg gegeben haben

… allen „vor und hinter den Kulissen”

… allen, die uns bei der Verteilung geholfen haben

… allen fleißigen Helferinnen und Helfern in Deutschland und in Rumänien

… allen, die uns mit Geldspenden unterstützt haben

… allen, die wir nun in dieser Auflistung womöglich doch vergessen haben

DANKE allen, die uns unterstützt und die Aktion verfolgt haben.

(Euer Weihnachtspäckchen-Team 2017)